4.30 Uhr. Ich mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Straßen sind noch leer. Im Bahnhof ist zum Glück auch nicht viel los. Mein Zug steht schon auf Gleis 5. Mein ganzer Wagon ist so gut wie leer! Kurz bevor der Zug um 5.00 Uhr abfährt, steigen noch zwei Leute ein. Ich mache es mir gemütlich.
Es ist neblig, aber es wird langsam hell. Um 6.15 Uhr fährt mein Zug im Hamburger Hauptbahnhof ein. Jetzt habe ich ca. 30 Minuten Zeit. Ich kaufe mir ein Latte Macchiato Karamell und ein Schokocroissant. Dann gehe ich zu meinem Gleis. Es dauert noch 15 Minuten, bis mein Zug kommt. Er fährt bis Zürich! Hoffentlich verschlafe ich nicht meinen Ausstieg. Ich habe einen Platz reserviert. Laut Plan ist er im ersten Wagon. Pünktlich fährt der Zug ein.
Mein Wagon ist fast ganz leer, aber überall sind „reserviert“ Schilder angebracht. Ich setzte mich auf meinen Platz. Eine indische Familie mit 2 Kinder kommen auf mich zu… - war ja klar – der Wagon ist fast leer, aber sie haben die drei anderen Plätze neben mir! Ich setze mich in die gegenüberliegende 4er-Sitzgruppe, damit wir alle mehr Platz haben. Hier sollen zwar welche sitzen, aber der Zug fährt ab und niemand kommt! Die kleinen Kinder brabbeln auf indisch. Es hört sich genauso an, wie bei Kaya Yanar, wenn er Inder parodiert. „Deng le Deng, Deng!“ Ich muss schmunzeln. Der Inder-Vater holt ein belegtes Brötchen raus und schmatzt wie ein Tier. Vielleicht macht man das in Indien so, wenn es besonders gut schmeckt.
Der Zug hält noch einmal in Hamburg-Harburg. Plötzlich steht eine 4er-Gruppe vor mir: „Diese Plätze haben wir reserviert!“ Ich lächle entschuldigend und gehe ein paar Plätze weiter. Dort steht dran, dass der Platz erst ab Köln, bzw. Essen besetzt ist. Perfekt! Ich mache es mir wieder bequem. Die Sonne scheint. Es wird wahrscheinlich wieder ein schöner Tag. Die letzten Tage war es ja auch schon sommerlich warm.
In Münster steigen die Inder aus und ich kann auf meinen eigentlichen Platz. Die Zeit läuft schnell. Pünktlich um 10.15 Uhr fährt der Zug in den Bahnhof von Duisburg ein. Ich kann gleich auf dem Bahnsteig bleiben, weil nach 10 Minuten der Zug in Richtung Düsseldorf Flughafen kommt. Ich fahre eine Station und bin am Flughafen. Dann geht es weiter mit einem Sky-Shuttle. Er sieht aus, wie eine große Skigondel.
Nach kurzer Fahrt bin ich am Terminal. Ich gebe meinen Koffer auf. Dann gehe ich langsam zum Gate. Ich esse noch einen Salat, gehe dann ganz langsam zu meinem Gate A 40. Es ist erst 12.00 Uhr. Mein Flieger nach Nizza geht erst um 13.55 Uhr. Ich spaziere noch etwas weiter. Ich stehe vor dem letzten Gate und drehe um. Auf meinem Rückweg schau ich nochmal die Abflugzeiten an. Was ist das? Mein Flug verspätet sich um genau eine Stunde und geht jetzt um 14:55 Uhr! Mein neues Gate ist Nummer A 66. Das ist da, wo ich gerade steh! Es ist jetzt gerade 13.00 Uhr. Ich werde langsam müde. Es ist, glaube ich besser, wenn ich mir noch einen Kaffee hole!
Anstelle des Kaffees hole ich mir lieber ein Wasser und ein Croissant. Mein Akku vom Handy geht langsam in die Knie. Ich muss eine Ladestation finden. An der Info sagt man mir, dass es nur einfache Steckdosen in der Wand gibt, meistens da, wo keine Sitzplätze sind. Sehr witzig. Dann gibt sie mir den Tipp, eine Etage tiefer zu gehen. Dort hat man manchmal Glück und findet doch eine neben einer Bank. Ich gehe zwei Treppen runter. Hier sieht es sehr verlassen aus. Nur ganz wenige Leute sind hier unten. Da ist eine Steckdose und daneben eine Bank! Juhu! Eine Stunde habe ich ja noch Zeit. Ich mache es mir bequem. Durch die Lautsprecher werden immer wieder Leute aufgerufen, die doch endlich mal zu ihrem Flieger kommen sollen. „Die Passagiere: Jung, Möller, Da Silva, Reus und Gomez werden gebeten zum Schalter der Lufthansa zu kommen.!“ Äh, wie war das? Sind das etwa die Fußballspieler? Nach 10 Minuten kommt wieder die Durchsage. Jetzt sollen sie zu ihrem Flieger nach Zürich kommen. Diese Durchsage alle 10 – 15 Minuten wiederholt. Scheinbar wollen sie nicht in die Schweiz fliegen. Haben die da ein Fußballspiel? Der Lufthansaschalter ist gleich oben bei mir an der Treppe. Ob ich da mal hochgehe? Wäre doch witzig, wenn man sie mal live sehen könnte. Mein Akku ist schon fast voll. Also gehe ich. Doch leider ist weder ein „Möller“ noch ein „Gomez“ zu sehen. Schade!
Ich gehe wieder zu meinem Gate. Es wird immer voller da. Jetzt sind auch noch Fluggäste da, die nach Ibiza fliegen wollen. Deren Flieger hat auch Verspätung, allerdings wegen eines Gewitters.
An der Info-Tafel wird jetzt angezeigt, das mein Flieger um 14.40 Uhr zum Einsteigen bereit ist. Komisch es ist schon 15.00 Uhr und wir dürfen immer noch nicht rein. Dann um ca. 15.15 Uhr wird das Gate geöffnet. Alle strömen hinein. „Boarding is complet!“ Sehr gute Nachricht! Dann kann es ja losgehen. Geht es aber nicht. Nach 20 Minuten im Flugzeug kommt die Durchsage des Kapitäns, dass es wohl noch ca. 50 Minuten dauern wird, da nicht nur der Streik in Südfrankreich uns jetzt aufhält, sondern auch noch ein heftiges Gewitter über Süddeutschland. So ein Mist. Der Flieger ist voll mit alten Leuten und, was noch schlimmer ist, mit kleinen und sehr kleinen Kindern. Die Eltern machen alles Mögliche, um die Kleinen bei Laune zu halten. Ich möchte nicht in deren Haut stecken, denn auch wenn es in ca. 1 Stunde losgeht, haben wir immer noch einen Flug von mindestens 90 Minuten vor uns. Die Stewardessen versuchen, uns mit „Corny Riegeln“ und Getränken bei Laune zu halten.
Dann plötzlich um 18.00 Uhr kommt aus dem Cockpit die Nachricht, dass wir endlich die Maschine starten dürfen. Applause brandet in der Kabine auf, als sich das Flugzeug in Bewegung setzt. Endlich geht es los! Der Start klappt prima. Die Maschine schiebt sich schaukelnd durch die dunklen, dicken Wolken, aber alles geht gut. Über den Wolken ist alles ruhig. Die Stewardessen servieren wieder Süßes oder Salziges, natürlich nur an die Fluggäste, die den besser Tarif gebucht haben. Wie gut, dass ich mein Croissant noch habe! Nach ca. 1 Stunde beginnt der Kapitän mit dem Landeanflug. Es wird wieder holperig, aber alle halten durch. Einige kleine Kinder schreien sich wieder die Seele aus dem Leib, weil der Druckausgleich nicht klappen will. „Ich habe meinem Kleinen schon 2 Liter zu trinken gegeben, aber es funktioniert nicht.“, sagt eine verzweifelte Mutter. Wir lächeln alle verständnisvoll.
Dann ist es geschafft! Die Maschine setzt auf der Landebahn auf. Applause brandet noch einmal auf! Alle sind glücklich. Jetzt muss es nur noch mit dem Koffer klappen, damit ich endlich zur Autovermietung kann. Ich hatte den Wagen zu um 16.00 Uhr bestellt. Jetzt ist es schon fast 20.00 Uhr! Hoffentlich ist da noch jemand.
Mein Koffer ist einer der Letzten, die vom Band kommen. Aber egal, Hauptsache er ist da! Jetzt muss ich nur noch die Autovermietung finden. Ich habe zwar einen Lageplan bekommen, aber irgendwie ist sie da nicht. Ich frage an der Information. „Wir sind jetzt in Terminal 1, Sie müssen zu Terminal 2“. Dann erklärt sie mir, dass ich aus dem Gebäude raus muss, 200 m gehen und dann sagt sie noch etwas, dass ich nicht verstehe, weil es in ihrem Französisch/Englisch sehr undeutlich ist. Aber egal, ich gehe erstmal los. Immer den Schildern nach. Dann stehe ich plötzlich an einer Bushaltestelle. Ah ja, das war das komische Wort. Ich soll mit dem Busshuttle zum Terminal 2 fahren. Ok. Da sind noch andere Deutsche, die auch mitfahren wollen, um ihr Auto abzuholen. Wir fahren ca. 10 Minuten mit dem Bus. Was sind das alles für große Flughäfen! Da sehe ich schon ein Schild mit meiner Autovermietung drauf. Aber der Bus fährt weiter. Dann hält er. Direkt am Terminal. Na super! Und nun. Wir Deutschen tun uns zusammen und suchen nach Schildern. Ah, da ist eins! Wir traben alle hintereinander her. Da ist das Gebäude mit den Autovermietungen und den Autos. Mein Schalter ist neben dem „Hertz“ Schalter. Also ich muss mich da mit anstellen. An meinem Schalter sitzt aber niemand mehr! Mir wird heiß! Habe ich schon wieder „aufsteigende Hitze“? Wahrscheinlich eine Mischung. Als ich dran bin, versuche ich dem „Hertz“-Angestellten zu erklären, dass meine Vermietung „Thrifty“ heißt und dass da ja scheinbar niemand mehr da ist. Nein, sagt er, dass gehört auch zu uns! Oh, ein Glück! Jetzt gibt es aber doch ein Problem, weil ich ja eigentlich den Wagen zu um 16.00 Uhr bestellt habe. Er weiß nicht genau, ob es noch einen Wagen für mich gibt… Oh, nein! Ich hole schon mal meine Kreditkarte, Pass und Führerschein raus. Ah, er nimmt sich einen Autoschlüssel. Ob ein „Clio“ okay ist, möchte er wissen. Na, klar! Hauptsache ein kleines Auto. Gut, dann muss ich wieder alles Mögliche unterschreiben und er notiert mir, wo der Wagen im Parkhaus steht. Ich soll mir den Wagen anschauen, und Bescheid sagen, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ansonsten soll ich den Wagen am Freitag vollgetankt wieder abstellen. Er fragt, ob ich schon mal hier gewesen bin. Nein, sage ich. Und sie sind ganz alleine unterwegs? Ja, sage ich. Wow, das findet er super! Er wünscht mir eine „Gute Fahrt“ und ich gehe los. Der Schweiß läuft mir in Tropfen an der Stirn und dem Rücken runter. Man ist das heiß hier! Oder ist das Angstschweiß? So rein in den Fahrstuhl und rauf in die 2. Etage. Parkplatznummer C 31. Das steht er! Ein kleiner, schwarzer, schnuckeliger Wagen! Einen „Clio“ bin ich noch nie gefahren, glaube ich. Der Koffer passt gut in den Kofferraum. Den Rest nehme ich nach vorne auf den Beifahrersitz. Als Erstes mache ich mir Google-Maps an und gebe die Adresse meines Hotels ein. Ok. Dann alles einstellen. Den Sitz, den Spiegel, dann den Schlüssel rein und los… Äh, ich habe nur zwei Pedale! Oh, es ist ein Automatik-Wagen! Na gut, bin ich zwar lange nicht mehr gefahren, aber wird schon klappen. Ich starte den Motor. Ok. Schalter auf…? Ach ja, „D“. Handbremse lösen und los geht’s. Der Wagen rollt! So, jetzt erstmal langsam, raus aus dem Parkhaus und schon brabbelt mein Navi im Handy los. Es hört sich wieder witzig an, weil er die französischen Straßennamen auf Deutsch ausspricht. Aber es funktioniert. Das gute ist, das es wieder sehr viele Kreisel gibt. Wenn man sich mal nicht sicher ist, fährt man einfach noch eine Runde!
Um 21.00 Uhr komme ich am Hotel an. Der Parkplatz ist zum Glück nicht so voll und ich finde sofort einen Parkplatz. Von außen sieht es schon sehr ansprechend aus. Ich schnappe mir meinen Koffer und gehe zur Rezeption. „Bon Jour, Madam!“ Äh, oh ja, „Bon Jour!“ Dann erkläre ich, wer ich bin und warum ich jetzt erst kommen konnte. Die beiden an der Rezeption bedauern mich, weil 4 Stunden Verspätung schon ganz schön viel sind! Ich fülle wieder einige Formulare aus und schiebe meine Kreditkarte rüber. Die Rezeptionistin schiebt mir mit einem Lächeln eine Magnetkarte rüber und schreibt eine Zimmernummer auf ein Infoblatt. Sie erklärt mir, da ich so spät bin bekomme ich nicht mehr mein eigentliches Zimmer der „Standard“ Kategorie, sondern ein „Superior“ Zimmer, also 2 Klassen besser als mein eigentlich gebuchtes, natürlich zum Preis meines Standard-Zimmers!!! „Oh, MERCI!!!!“, platzt es aus mir heraus. Ich strahle über alle Backen! Sie strahlt mich auch an, weil sie, glaube ich, genau versteht, wie ich mich gerade fühle! Sie erklärt mir noch einige Kleinigkeiten, die ich beachten soll und dann gehe ich zum Fahrstuhl. 2. Stock, Zimmer 1225. Ich öffne die Tür und… Juhu, es ist wirklich ein superschönes Zimmer! Mit Balkon! Total modern eingerichtet und ein schönes großes Badezimmer. Im Bett kann ich auch quer liegen, weil es so groß ist! Ich bin total begeistert. Ich schicke erstmal ein paar Grüße nach Hause, dann packe ich meinen Koffer aus und mache es mir gemütlich. Erstmal springe ich unter die Dusche – ich könnte auch baden, aber das wäre bei den Temperaturen draußen etwas übertrieben. Nach der Dusche lege ich mich aufs Bett. Oh, ist das angenehm. Lange halte ich heute nicht mehr durch! Ich stelle mir schon mal den Wecker auf 7.30 Uhr. Es gibt zwar schon ab 7.00 Uhr Frühstück, aber das muss ja nun nicht sein. Leider kann der Pool erst ab 9.00 Uhr benutzt werden. Dadurch kann ich nicht vor dem Frühstück schwimmen gehen, dann werde ich es das auf abends verlegen. Es ist 22.30 Uhr. Ich merke, wie mir die Augen zufallen. Ok. Licht aus und gute Nacht!
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